Marma-Punkte und ihr Geheimnis

Die Lehre des Ayurveda und Yoga beinhaltet, neben vielen anderen Aspekten die Zusammenhänge von Körper, Geist und Seele zu durchdringen, auch das „geheime“ Wissen um die Marma-Punkte. In früheren Zeiten wurde dieses Wissen um den Sitz, die Bedeutung und die Behandlung dieser besonderen Körperstellen gut gehütet und nur von „Mund zu Ohr“, von Lehrer zu Schüler, weitergeben.

Die Wurzel des Wortes Marma ist „mr“ und bedeutet im Sanskrit Tod oder Geheimnis

Was also ist das geheimnisvolle an diesen Marmas? In den alten Schriften sind 107 bzw. 108 Marma-Punkte im Körper des Menschen beschrieben, die oft als Vitalpunkte bezeichnet werden und sowohl einen körperlichen, als auch einen geistigen-seelischen Anteil haben. Andere sprechen davon, dass jede besonders empfindlich, schmerzhafte oder auffällige Körperstelle ein Marma darstellt. Das ist auch meine Beobachtung nach langjähriger Behandlung von vielen Menschen. Oft sind meine Hände wie magisch angezogen von bestimmten Orten, die wie darauf warten ihre Last endlich loszuwerden zu dürfen.

Marmapunkte haben verschiedenen Gewebestrukturen (es gibt Gelenk- Muskel-, Sehnen-, Knochen- und Blutgefäßmarmas), sie sind häufig an deren Schnittstellen lokalisiert und verteilen sich, wie Kraftorte in der Landschaft, über den ganzen Körper. Ist ein Marma durch eine Blockade oder Verletzung beeinträchtigt, kann Prana – die Lebenskraft – dort nicht mehr frei fließen. Wird dies nicht aufgelöst, können in Folge verminderter Vitalität Schmerzen, Krankheiten oder in seltenen Fällen auch der Tod die Folge sein. Diese Blockaden oder Verletzungen können physisch Ursachen haben, zum Beispiel durch Unfall oder einseitige körperliche Überlastung, aber auch Verletzungen durch Worte, Stress, traumatische Erlebnisse und geistig-seelische Belastung können dazu führen, dass bestimmte Körperstellen ein bestimmtes Erleben abkapseln und in eine unbewusste Ebene einschließen. Passiert das im Laufe eines Lebens häufiger, werden immer mehr dieser Mamas betroffen, wird dieser Fluss der Lebensenergie zunehmend eingeschränkt. Etwas in uns wird zurückgehalten, kann nicht mehr leben, vollständig lebendig sein. Ein Aspekt des Todes, der uns so zu Lebzeiten begegnet.

Marmas beinhalten jedoch immer auch eine Sehnsucht nach Öffnung, Heilung, Einheit. Unter dem Schutz einfühlsamer, mit voller Präsenz ausgeführter Berührung und Behandlung können diese geheimgehaltenen Verletzungen wieder ins eigene Bewusstsein auftauchen und sich dadurch lösen. Ebenso können mit achtsamer Präsenz ausgeführte, lange gehaltene Yogahaltungen die Mamas stimulieren und den Fluss von Prana wieder herstellen. Die Lust am Leben kehrt zurück.